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elektrotechnik_2:mehrphasensysteme [2021/06/22 00:47] – tfischer | elektrotechnik_2:mehrphasensysteme [2023/09/19 23:03] (aktuell) – mexleadmin |
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---- | ====== 5 Mehrphasensysteme ====== |
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====== Mehrphasensysteme ====== | ===== 5.0 Vorbetrachtung ===== |
| Bisher wurde Wechselstrom, Wechselspannung und deren Wirkungen an einer Schaltung betrachtet, die nur eine Quellwechselspannung beinhaltet hatte. \\ |
| Diese Schaltungen lassen sich so verstehen, dass |
| * die sinusförmige Wechselspannung durch das Rotieren einer Spule in einem homogenen Magnetfeld und |
| * der sinusförmige Wechselstrom durch einen angeschlossenen Verbraucher (oder eine komplexe Impedanz) |
| gebildet werden. |
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5.1 Einführung | <WRAP right> |
| <imgcaption BildNr01 | Spannungserzeugung im Generator></imgcaption> |
| {{drawio>elektrotechnik_2:spannungserzeugungGenerator}} |
| </WRAP> |
| Dies soll hier kurz dargestellt werden. In <imgref BildNr01> ist eine Spule mit $w$ Wicklungen in einem magnetischen Feld mit der einem magnetischen Flussdichte $\vec{B}$ zu sehen. Die Spule dreht sich - ausgehend von $\alpha_0$ aus mit der Winkelgeschwindigkeit $\omega$. Durch die Drehung ändert sich der verkettete Fluss $\Psi$ durch die Spule und damit wird eine Spannung $u(t)$ induziert. |
| Für den Rotationswinkel $\alpha$ gilt: |
| \begin{align*} |
| \alpha(t)=\omega t + \alpha_0 \quad \text{mit} \quad \alpha_0=\alpha(t=0) \\ |
| \end{align*} |
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| Damit ergibt sich für die induzierte Spannung $u(t)$: |
| \begin{align*} |
| u(t) &= \frac{d\Psi}{dt} \\ |
| &= w\cdot\frac{d\Phi}{dt} \\ |
| &= wBA\cdot\frac{d cos \alpha}{dt} \\ |
| &= \hat{\Psi}\cdot\frac{d cos (\omega t + \alpha_0)}{dt} \\ |
| &= -\omega \hat{\Psi}\cdot sin (\omega t + \alpha_0) \\ |
| &= -\hat{u}\cdot sin (\omega t + \alpha_0) \\ |
| \end{align*} |
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| Solche Einphasensysteme sind also Wechselstromsysteme, welche je eine Hinleitung und eine Rückleitung für die Stromführung nutzen. \\ |
| An einer angeschlossenen Last wurde die Leistung betrachtet. Dabei wurde unterschieden zwischen: |
| * einer Wirkleistung: $P = UI cos \varphi$, die dauerhaft einen Energieabfluss aus dem elektrischen System darstellt. |
| * einer Blindleistung: $Q = UI sin \varphi$, welche das "Hin- und Rückschwappen" der Energie in die elektrischen und magnetischen Felder beschreibt. |
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| Im Folgenden soll nun der Weg zu Mehrphasensystemen beschrieben werden. |
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| ===== 5.1 Fachbegriffe des Mehrphasensystems ===== |
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| ==== Allgemein ==== |
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| Es soll nun kurz auf verschiedene allgemeine Fachbegriffe im Mehrphasensystem eingegangen werden. |
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| - Ein **$m$-Phasensystem** beschreibt eine Schaltung in der $m$ sinusförmige Spannungen die Leistung transportieren. Die Spannungen werden hierbei durch $m$ gleichgestaltete Spulen generiert, welche durch einen Winkel von $\alpha = 2\pi/m$ zueinander versetzt angeordnet sind. \\ Beispiel: 3-phasige Systeme. |
| - Ein $m$-Phasensystem ist dann **symmetrisch**, wenn die Spannungen der einzelnen Phasen im gleichen Winkel zueinander versetzt stehen und die gleiche Amplitude aufzeigen. Damit bilden die Spannungszeiger $\underline{U}_1 ... \underline{U}_m$ einen symmetrischen Stern. \\ Beispiel: 3-phasige Systeme mit $\alpha = 120°$ |
| - Zunächst stellt jede Spule einen Strang dar, welcher 2 Potentiale bereitstellt. Der Begriff der Verkettung stellt nun folgenden Umstand dar: |
| - Wenn alle Stränge unabhängig mit einer Last verbunden sind, so nennt man das Phasensystem **nicht verkettet**. |
| - Wenn alle Stränge miteinander Verbunden sind, so so nennt man das Phasensystem **verkettet**. \\ <WRAP outdent> <WRAP outdent>(nbsp) Mit der Verkettung sind weniger Leitungen nötig. Zur Verkettung können Stern- oder Ringschaltungen genutzt werden.</WRAP></WRAP> |
| - Die Augenblicksleistung einer Phase ist zunächst zeitlich variabel. Verändert sich die Augenblicksleistung $p$ aber nicht mit der Zeit, so wird dieses System **balanciert** genannt. \\ Wird eine symmetrische Last verwendet, dann sind $m$-Phasensysteme mit $m\geq3$ balanciert. Balancierte Mehrphasensysteme besitzen den geringsten Leitungsaufwand \\ \\ Für $m\geq3$ ergibt sich für die Momentanspannung: $\quad \quad p = m \cdot U \cdot I \cdot cos\varphi = P$ |
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| <WRAP left>{{url>https://www.falstad.com/circuit/circuitjs.html?running=false&ctz=CQAgjCAMB0l3BWcMBMcUHYMGZIA4UA2ATmIxAUgpABZsKBTAWjDACgA3EbFcGmkExp5uvKhErUqKWMTrEEYSCmzFsYBfRgJOIPNPzhCVHlXEUqSS9BUJieLAjsF7xKNB1d9fAWGOiocAspcFgaDA0MJ1ZiQjsMQndPALQRIRFTQIlLQJpoMDwHYmVIcLxCVUgrD11Y8ASQFBpxBvNJK0DtXT96xJYUETBWoPbA7HyaMDsiBGwEPDI1JLYAJ25CDN5+Qf4s+FXaOtSKBszxfbXtxsNsDdEzZDgDmjqwXYRTsUfIZ55exsK-3OTzWcUSQ0Sil4EL2TwAHshyEw5Nw8PRkRABE0QAA7ACWAGMABYAFwAOgBnDgMFYAawYJJJDIYlIAysSAIYAGxJAFccQBzNgAd0EwnuYoyeAEP1F6VRAluUplIvWyrVEtlKRuWzgUFVf2aVCuRv1opNequxy1fhMaCMxr+Wu8k0SLzdPS1Hzdf29mtV3mOLs9qvd1xEYddZodtF9DToYlV8r+8pDcvFPSVRmjWczdydBuhuydOa+VzMoYzu3L0e8bwE3hYiWdVCbhz6afbPi7bZt-j+tsEBdFg6Ycb6w5OE94fsnPRheZEWv6gwaK+4CETcrAAw3vAGGU30YPe4Bq+bqsXsd4Wa1CY195hWteDTq8q1TRaiU-gkIKtFUL-IB76qmC-xgUwf7RhBUE-pB-4UDukogG+4o-EAA 900,400 noborder}} |
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| </WRAP> |
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| Damit ergibt sich für das Drehstromnetz als Vorteile gegenüber einem Gleich- bzw. Wechselspannungssystem : |
| - Für die Generation können einfache Drehfeldmaschinen genutzt werden. |
| - Kann von einer symmetrischen Last ausgegangen werden, so ist der Energiefluss zeitlich konstant |
| - Für den Energietransport kann die Spannung hochtransformiert und damit der Wechselstrom, sowie die damit einhergehende Abwärmeleistung reduziert werden. |
| - Auch an der Last können einfach Drehfeldmaschinen angeschlossen werden, welche die elektrische Energie in mechanische Energie umwandelt. |
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| <callout icon="fa fa-exclamation" color="red" title="Merke:"> |
| * Ist keine Last angeschlossen, so liegt kein Drehstromnetz bzw. Drehstromsystem vor, sondern ein Drehspannungsnetz. Der umgangssprachliche Begriff des Drehstroms ist damit nicht sauber. |
| * Die Wicklungen werden $U$, $V$, $W$ genannt; die Wicklungsanschlüsse entsprechend: $U1$, $U2$, $V1$, $V2$, $W1$, $W2$ |
| </callout> |
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==== Ziele ==== | ==== Ziele ==== |