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elektrotechnik_1:das_stationaere_elektrische_stroemungsfeld [2022/05/08 16:14] – tfischer | elektrotechnik_1:das_stationaere_elektrische_stroemungsfeld [2023/09/19 22:37] (aktuell) – mexleadmin | ||
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- | ====== 6. Das stationäre elektrische Strömungsfeld ====== | + | ====== 6 Das stationäre elektrische Strömungsfeld ====== |
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Das elektrische Strömungsfeld bezeichnet hier wie gemeinsame (kollektive) Bewegung von Ladungsträgern. Das stationäre Strömungsfeld beschreibt dabei die Ladungsträgerbewegung, | Das elektrische Strömungsfeld bezeichnet hier wie gemeinsame (kollektive) Bewegung von Ladungsträgern. Das stationäre Strömungsfeld beschreibt dabei die Ladungsträgerbewegung, | ||
- | $\large{{dI}\over{dt}}=0$ | + | $\large{{{\rm d}I}\over{{\rm d}t}}=0$ |
Wichtig ist auch: Bisher wurde betrachtet, dass die Ladungen sich durch ein Feld bewegt haben, oder zukünftig bewegt werden könnten. Nun wird gerade der Augenblick der Bewegung betrachtet. | Wichtig ist auch: Bisher wurde betrachtet, dass die Ladungen sich durch ein Feld bewegt haben, oder zukünftig bewegt werden könnten. Nun wird gerade der Augenblick der Bewegung betrachtet. | ||
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==== Stromstärke und Stromdichte im einfachen Fall ==== | ==== Stromstärke und Stromdichte im einfachen Fall ==== | ||
- | Die Stromstärke wurde bisher als " | + | Die Stromstärke wurde bisher als " |
Weiterhin hatten wir in der Gleichstromtechnik ganz praktisch das ohmsche Gesetz mit $R = {{U}\over{I}}$ angewandt. Nun wissen wir aber, dass aus dem elektrostatischen Feld das die Spannung sich aus der elektrischen Feldstärke herleiten lässt. Wie ist das aber nun beim Strom? | Weiterhin hatten wir in der Gleichstromtechnik ganz praktisch das ohmsche Gesetz mit $R = {{U}\over{I}}$ angewandt. Nun wissen wir aber, dass aus dem elektrostatischen Feld das die Spannung sich aus der elektrischen Feldstärke herleiten lässt. Wie ist das aber nun beim Strom? | ||
- | Dazu wird das Paket $dQ$ an Ladungen betrachtet, welches zukünftig in dem Zeitraum $dt$ die Fläche $A$ passieren wird. Diese Ladungen befinden sich in einem Teilvolumenelement $dV$, welches durch die zu durchtretende Fläche $A$ und einem Teilabschnitt $dx$ gegeben ist: $dV = A \cdot dx$. Die Menge an Ladungen pro Volumen wird durch die Ladungsträgerdichte angegeben, speziell bei Metallen durch die Elektronendichte $n_e$. Die Elektronendichte $n_e$ gibt die Anzahl der freien Elektronen je Volumeneinheit a. Diese liegt z.B. bei Kupfer etwa bei $n_e(Cu)=8,47 \cdot 10^{19} {{1}\over{mm^3}}$. | + | Dazu wird das Paket ${\rm d}Q$ an Ladungen betrachtet, welches zukünftig in dem Zeitraum ${\rm d}t$ die Fläche $A$ passieren wird. Diese Ladungen befinden sich in einem Teilvolumenelement ${\rm d}V$, welches durch die zu durchtretende Fläche $A$ und einem Teilabschnitt ${\rm d}x$ gegeben ist: ${\rm d}V = A \cdot {\rm d}x$. Die Menge an Ladungen pro Volumen wird durch die Ladungsträgerdichte angegeben, speziell bei Metallen durch die Elektronendichte $n_{\rm e}$. Die Elektronendichte $n_{\rm e}$ gibt die Anzahl der freien Elektronen je Volumeneinheit a. Diese liegt z.B. bei Kupfer etwa bei $n_{\rm e}(Cu)=8,47 \cdot 10^{19} |
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- | Die in dem Teilvolumenelement $dV$ enthaltenen, | + | Die in dem Teilvolumenelement ${\rm d}V$ enthaltenen, |
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- | dQ = n_e \cdot e_0 \cdot A \cdot dx | + | {\rm d}Q = n_{\rm e} \cdot e_0 \cdot A \cdot {\rm d}x |
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- | Die Stromstärke ist dann mit $I={{dQ}\over{dt}}$: | + | Die Stromstärke ist dann mit $I={{{\rm d}Q}\over{{\rm d}t}}$: |
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- | dQ = n_e \cdot e_0 \cdot A \cdot {{dx}\cdot{dt}} = n_e \cdot e_0 \cdot A \cdot v_e | + | {{{\rm d}Q} \over{{\rm d}t}} = n_{\rm e} \cdot e_0 \cdot A \cdot {{{\rm d}x}\over{{\rm d}t}} = n_{\rm e} \cdot e_0 \cdot A \cdot v_e |
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- | Es ergibt sich so eine Elektronengeschwindigkeit $v_e$ von: | + | Es ergibt sich so eine Elektronengeschwindigkeit $v_{\rm e}$ von: |
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- | v_e = {{dx}\over{dt}} = {{I}\over{n_e \cdot e_0 \cdot A }} | + | v_{\rm e} = {{{\rm d}x}\over{{\rm d}t}} = {{I}\over{n_{\rm e} \cdot e_0 \cdot A }} |
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Die Ladungsträger sind also nun - im Gegensatz zu den Betrachtungen in der Elektrostatik mit endlichen Geschwindigkeiten unterwegs. | Die Ladungsträger sind also nun - im Gegensatz zu den Betrachtungen in der Elektrostatik mit endlichen Geschwindigkeiten unterwegs. | ||
- | Mit Blick auf die Elektronengeschwindigkeit $v_e \sim {{I}\over{A}}$ liegt es nahe eine (auf die Fläche bezogene) Stromdichte $S$ zu bestimmen: | + | Mit Blick auf die Elektronengeschwindigkeit $v_{\rm e} \sim {{I}\over{A}}$ liegt es nahe eine (auf die Fläche bezogene) Stromdichte $S$ zu bestimmen: |
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- zeigen nun eine Verdichtung bei der Engstelle | - zeigen nun eine Verdichtung bei der Engstelle | ||
- | Warum ergibt sich aber eine Verdichtung der Äquipotentialflächen bei der Engstelle? Diese bedeutet anschaulich, | + | Warum ergibt sich aber eine Verdichtung der Äquipotentialflächen bei der Engstelle? |
+ | Diese bedeutet anschaulich, | ||
+ | Das klingt also schon etwas plausibel. Tiefer soll dies gleich nochmal betrachtet werden. | ||
- | Die Stromdichte wurde nur für eine konstante Querschnittsfläche $A$ bestimmt, durch welche ein homogener Strom, also auch ein homogenes Strömungsfeld, | + | Die Stromdichte wurde nur für eine konstante Querschnittsfläche $A$ bestimmt, durch welche ein homogener Strom, also auch ein homogenes Strömungsfeld, |
+ | Nun soll aber ein allgemeiner Ansatz für die elektrische Stromstärke gefunden werden. | ||
- | Hierzu wird zunächst statt einer konstanten Stromdichte $S$ über einer senkrechten, | + | Hierzu wird zunächst statt einer konstanten Stromdichte $S$ über einer senkrechten, |
+ | Damit kann - wenn die Teilflächen hinreichend klein sind - wieder eine konstante Stromdichte über die Teilfläche erhalten werden. Es wird dann also aus | ||
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | I = S \cdot A \rightarrow | + | I = S \cdot A \rightarrow |
\end{align*} | \end{align*} | ||
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\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | I = \int dI = \iint_A S \cdot dA | + | I = \int {\rm d}I = \iint_A S \cdot {\rm d}A |
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- | Was hierbei aber nicht betrachtet wurde: Die gewählte Fläche $A$ muss nicht zwangsläufig senkrecht auf der Stromdichte $S$ stehen. Um dies zu berücksichtigen kann der (Teil)Flächennormalenvektor $d\vec{A}$ genutzt werden. Wenn nur der Teil der Stromdichte $\vec{S}$ betrachtet werden soll, welcher in Richtung von $d\vec{A}$ wirkend, so lässt sich dies über das Skalarprodukt ermitteln: | + | Was hierbei aber nicht betrachtet wurde: Die gewählte Fläche $A$ muss nicht zwangsläufig senkrecht auf der Stromdichte $S$ stehen. |
+ | Um dies zu berücksichtigen, kann der (Teil)Flächennormalenvektor ${\rm d}\vec{A}$ genutzt werden. | ||
+ | Wenn nur der Teil der Stromdichte $\vec{S}$ betrachtet werden soll, welcher in Richtung von ${\rm d}\vec{A}$ wirkend, so lässt sich dies über das Skalarprodukt ermitteln: | ||
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | I = \int dI = \iint_A \vec{S} \cdot d\vec{A} | + | I = \int {\rm d}I = \iint_A \vec{S} \cdot {\rm d}\vec{A} |
\end{align*} | \end{align*} | ||
- | Dies stellt die integrale Schreibweise der elektrischen Stromstärke dar. Mit dieser lässt sich die Stromstärke in einem beliebigen Feld ermitteln. | + | Dies stellt die integrale Schreibweise der elektrischen Stromstärke dar. |
+ | Mit dieser lässt sich die Stromstärke in einem beliebigen Feld ermitteln. | ||
==== Allgemeines Materialgesetz ==== | ==== Allgemeines Materialgesetz ==== | ||
- | Für eine " | + | Für eine " |
+ | Zwischen zwei Äquipotentialflächen ist eine Spannungsdifferenz $\Delta U$ vorhanden. | ||
+ | Wählt man diese hinreichend klein ergibt sich wieder der Übergang von $\Delta U \rightarrow | ||
+ | Durch die Potentialflächen muss aber im Leiter stets der gleiche Strom $I$ fließen. | ||
+ | Aus dem Ohm' | ||
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | dU = I \cdot dR \tag{6.1.1} | + | {\rm d}U = I \cdot {\rm d}R \tag{6.1.1} |
\end{align*} | \end{align*} | ||
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Aber auch $R$ wurde bereits schon durch eine " | Aber auch $R$ wurde bereits schon durch eine " | ||
- | Wenn ein Leiter aus dem gleichen Material betrachtet wird, ist der spezifische Widerstand $\varrho$ überall gleich. Ist aber nun entlang des Leiters ein Teilstück $ds$ vorhanden, bei dem der Querschnitt $A$ kleiner ist, so ändert sich auch der Widerstand $dR$ dieses Teilelements. Der Teilwiderstand ist dann: | + | Wenn ein Leiter aus dem gleichen Material betrachtet wird, ist der spezifische Widerstand $\varrho$ überall gleich. |
+ | Ist aber nun entlang des Leiters ein Teilstück ${\rm d}s$ vorhanden, bei dem der Querschnitt $A$ kleiner ist, so ändert sich auch der Widerstand $dR$ dieses Teilelements. | ||
+ | Der Teilwiderstand ist dann: | ||
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | dR = \varrho \cdot {{ds}\over{A}} \tag{6.1.3} | + | {\rm d}R = \varrho \cdot {{{\rm d}s}\over{A}} \tag{6.1.3} |
\end{align*} | \end{align*} | ||
**Konkret heißt dass also für die Engstelle: An der Engstelle steigt der Widerstand. Damit steigt dort auch der Spannungsabfall. Damit gibt es dort auch mehr Äquipotentialflächen. ** | **Konkret heißt dass also für die Engstelle: An der Engstelle steigt der Widerstand. Damit steigt dort auch der Spannungsabfall. Damit gibt es dort auch mehr Äquipotentialflächen. ** | ||
- | Die Anreicherung der Äquipotentialflächen wäre damit gelöst. Interessanterweise lässt sich aber mit dem Gedankenmodell nun auch für einen __homogenen Körper__ das allgemeine Materialgesetz erklären. | + | Die Anreicherung der Äquipotentialflächen wäre damit gelöst. |
+ | Interessanterweise lässt sich aber mit dem Gedankenmodell nun auch für einen __homogenen Körper__ das allgemeine Materialgesetz erklären. | ||
Dazu fügt man Gleichung $(6.1.2)$ und $(6.1.3)$ in $(6.1.1)$ ein. | Dazu fügt man Gleichung $(6.1.2)$ und $(6.1.3)$ in $(6.1.1)$ ein. | ||
Dann ergibt sich: | Dann ergibt sich: | ||
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | dU = I \cdot dR = S \cdot A \cdot \varrho \cdot {{ds}\over{{A}}} = \varrho \cdot S \cdot ds \\ | + | {\rm d}U = I \cdot {\rm d}R = S \cdot A \cdot \varrho \cdot {{{\rm d}s}\over{{A}}} = \varrho \cdot S \cdot {\rm d}s \\ |
\end{align*} | \end{align*} | ||
- | Wird nun die elektrische Feldstärke als $E={{dU}\over{ds}}$ eingefügt, erhält man: | + | Wird nun die elektrische Feldstärke als $E={{{\rm d}U}\over{{\rm d}s}}$ eingefügt, erhält man: |
\begin{align*} | \begin{align*} | ||
- | E = {{dU}\over{ds}} = \varrho \cdot S | + | E = {{{\rm d}U}\over{{\rm d}s}} = \varrho \cdot S |
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\end{align*} | \end{align*} | ||
- | Diese Gleichung drückt aus, wie das elektrische Feld $\vec{E}$ und das (stationäre) elektrische Strömungsfeld $\vec{S}$ zusammenhängen: | + | Diese Gleichung drückt aus, wie das elektrische Feld $\vec{E}$ und das (stationäre) elektrische Strömungsfeld $\vec{S}$ zusammenhängen: |
+ | beide zeigen in die gleiche Richtung. | ||
+ | Bei einem vorgegebenen, | ||
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<panel type=" | <panel type=" | ||
- | In einem Leiter aus Kupfer mit der Querschnittsfläche $A$ fließt der Strom $I = 20A$. \\ | + | In einem Leiter aus Kupfer mit der Querschnittsfläche $A$ fließt der Strom $I = 20 ~\rm A$. \\ |
- | Gegeben sei weiterhin die Elektronendichte $n_e(Cu)=8, | + | Gegeben sei weiterhin die Elektronendichte $n_e(Cu)=8, |
- | - Wie groß ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit $v_{e,1}$ der Elektronen, wenn die Querschnittsfläche des Leiters $A = 1,5mm^2$ beträgt? | + | - Wie groß ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit $v_{\rm e,1}$ der Elektronen, wenn die Querschnittsfläche des Leiters $A = 1,5 ~\rm mm^2$ beträgt? |
- | - Wie groß ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit $v_{e,1}$ der Elektronen, wenn die Querschnittsfläche des Leiters $A = 1,0mm^2$ beträgt? | + | - Wie groß ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit $v_{\rm e,1}$ der Elektronen, wenn die Querschnittsfläche des Leiters $A = 1,0 ~\rm mm^2$ beträgt? |
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- Überlegen Sie sich, warum sich bei der Verjüngung des Leiters nun mehr Äquipotentiallinien ansammeln. | - Überlegen Sie sich, warum sich bei der Verjüngung des Leiters nun mehr Äquipotentiallinien ansammeln. | ||
- Wenn Sie auf zusätzlich mit "Show E/j" das E-Feld einzeichnen, | - Wenn Sie auf zusätzlich mit "Show E/j" das E-Feld einzeichnen, | ||
- | - Wählen Sie " | + | - Wählen Sie " |
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